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Gewerbliche Kreditvergabe – Turbo gesucht!

Bei Time-to-yes und Time-to-cash in der gewerblichen Kreditvergabe ist vielerorts noch reichlich Luft nach oben. Vor der IT-Umstellung für den gesuchten Turbo scheuen sich jedoch viele – zu aufwendig, zu risikoreich, zu langwierig. Das muss aber nicht sein.

1. Oktober 2021

(Erschienen auf der-bank-blog.de am 12.05.2021) Digitalisierung, wer kann es als Argument zur Projektbeschleunigung oder Ausrede abzuwarten noch hören? Das gilt auch für die Banken und Finanzinstitute in Deutschland. Den Entscheidungsträgern ist zwar bewusst, dass ihre Systeme oft zu alt, zu komplex und zu ungelenk sind. Sie wissen, dass die IT-Systeme weder den gestiegenen Ansprüchen der Nutzer noch den Bedürfnissen der Kunden gerecht werden – auch und gerade im Firmenkundengeschäft. Doch trotz dieses Bewusstseins für die dringend gebotene Veränderung hin zu digitalen, automatisierten und somit für alle Beteiligten schnelleren, bequemeren und effizienteren Prozessen, mangelt es nach wie vor an Umsetzungsbereitschaft und bei der Umsetzung selbst an Geschwindigkeit und Fokussierung, wie die Digital Pulse Check 4.0 Studie von zeb belegt.

Banken müssen Konsequenzen aus dem Status quo ziehen. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, müssen sie ihre IT-Landschaft und Prozesse an die Marktanforderungen anpassen und moderner und effizienter werden. Wochenlange Bearbeitungszeiten, wie sie bei (halb-)komplexeren Finanzierungen Usus sind, entscheiden nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie im Zweifel über Gedeih und Verderb von Unternehmen und dem Bestand der Kundenbeziehung. Es muss das erklärte Ziel sein, den Kreditvergabeprozess – wie am Ende alle Geschäftsprozesse – digitaler, automatisierter und dadurch schneller und bedarfsorientierter zu gestalten. Mit der richtigen Herangehensweise und der passenden Software lässt sich das auch realisieren, ohne das komplette Kernbanksystem auszutauschen und bei Null anzufangen, wie häufig befürchtet. Am Ende gilt es nicht nur die Kundschaft, sondern auch die eigenen Mitarbeiter von der Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit zu überzeugen.

Renovieren statt Abriss: Auf dem alten IT-Fundament aufbauen

Bei allen Problemen, die Finanzinstitute mit ihrem Kernbanksystem haben, gibt es gute Gründe für sie, dennoch im Grunde daran festzuhalten und die Zukunft auf andere Weise anzugehen. Über Jahre gewachsen und als verlässlich erwiesen, bildet die bestehende IT-Struktur ein solides Fundament für eine zukunftsfähige Bank. Modulare SaaS-Lösungen mit offener Systemarchitektur und standardisierten APIs, die genau an dieses Fundament anknüpfen, kommen hier als echte Alternative zur Generalüberholung auf den Plan. Sie ermöglichen eine nahtlose Integration in bestehende Systeme. Damit kann der Ressourcen und IT-Aufwand bedeutend geringer bleiben, als wenn Banken versuchen, sich mit zeit- und kostenintensiven Großprojekten und Individualentwicklungen zu behelfen.

Solche Cloud-basierten Software-Lösungen bringen sowohl die notwendige Präzision als auch das nötige Tempo in Digitalisierungsprojekte von Banken. Gemeinsam mit den Fachabteilungen lassen sich damit ganz gezielt bewährte Prozesse innerhalb bestehender Systeme und entlang des gesamten Customer-Lifecycles digitalisieren und automatisieren. Dazu sollten die Prozesse zunächst aufgenommen und analysiert, dann modernisiert und schließlich innerhalb der Software realisiert werden. Zeitfresser wie manuelle Prozesse werden bei diesem Vorgehen eliminiert, damit die Bank im Tagesgeschäft agiler und effizienter agieren kann.

Eines darf für eine erfolgreiche Modernisierung der Prozesse und der IT in Banken zudem nie in Vergessenheit geraten: Der digitale Arbeitsplatz wurde oft beschworen, doch Realität ist er bisher immer noch in den wenigsten Instituten. Nur wenn am Ende alle bestehenden Applikationen, Informationen und Dokumente zentral an einer Stelle zusammenlaufen und von dort aus gesteuert werden können, können Sachbearbeiter den Überblick behalten, effizienter und kollaborativer arbeiten und Prozessplattformen, wie Camunda, Flowable, etc. erhalten eine zentrale Oberfläche für die individuellen Benutzeraufgaben. Für Employee und Customer Experience – und damit für den Geschäftserfolg – ist das unerlässlich.

Gewerbliche Kreditvergabe in Tagen statt Wochen und Monaten

Nicht ohne Grund ist die gewerbliche Kreditvergabe ein oft zitiertes Beispiel, an dem die Digitalisierungs-Problematik in Banken, ebenso wie die Lösung dafür, besonders deutlich wird. Zunächst ist da der Antragsprozess selbst: Angefangen bei der Antragstellung, die viel zu oft noch mit kundenunfreundlichem Papierkrieg einhergeht, über die immer noch manuell ablaufende Antragsprüfung und -bearbeitung und die dadurch entstehenden langen Wartezeiten für die Kunden bis zur Kreditentscheidung und -auszahlung, bis hin zur Kommunikation mit den verschiedenen involvierten Parteien – an allen Ecken und Enden lassen sich Prozesse optimieren. Über die digitale Anbindung an relevante Datenschnittstellen wie Auskunfteien, Rating-Agenturen, Know Your Customer-Anbieter usw. kann der Antrags-, Bewilligungs- und Auszahlungsprozess signifikant beschleunigt werden – ein Umstand, aus dem einige FinTechs längst ein Geschäft gemacht haben. Firmenkundenkredite können dann innerhalb von Tagen statt Wochen oder Monaten bewilligt und ausgezahlt werden.

Bevor manuelle Prozesse jedoch automatisiert werden, müssen diese zwingend überprüft werden, damit nicht ein schlechter analoger Prozess ins Digitale übertragen wird. Oftmals existiert noch gar keine oder nur eine veraltete Dokumentation bestehender Prozesse. In diesem Fall müssen die Prozesse analysiert, gegebenenfalls neu sortiert und gestaltet und im Anschluss in eine standardisierte Modellierungssprache, wie beispielsweise BPMN 2.0 (Business Process Model and Notation), überführt werden. So entstehen generisch nutzbare Referenzprozesse, die den Grundstein dafür legen, nicht nur bestehende Prozesse sinnvoll zu digitalisieren und zu automatisieren, sondern auch den Aufwand bei der Einführung von neuen Produkten gering zu halten. Die Time-to-market lässt sich durch dieses Vorgehen massiv verringern.

Ein weiteres Problem bei der gewerblichen Kreditvergabe, vor dem Finanzinstitute besonders im letzten Jahr standen: Das Volumen an Kreditanträgen steigt, die Vergleichbarkeit der Angebote wird zur Herausforderung und die Sachbearbeiter kommen in der Bearbeitung kaum nach. Die Informationsrecherche über viele verschiedene, parallellaufende IT-Systeme und Applikationen hinweg kostet enorm viel Zeit, führt zu Überlastung und ist fehleranfällig, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für mangelhafte Kreditentscheide erhöht. Eine Digitalisierung und Automatisierung ist daher unausweichlich, digitales Dokumentenmanagement, digitale Bonitätsprüfung und ein entsprechendes Kreditportfoliomanagement bilden hier die Basis. Der digitale Arbeitsplatz führt alle Informationen und Dokumente in einer Oberfläche zusammen und ermöglicht den effizienten, digitalen Austausch mit den Kunden über den gesamten Prozess hinweg. Auf diese Weise wird das Personal entlastet und die Fehlerquote gesenkt.

Reibungslose Prozesse, glückliche Kundschaft, rosige Zukunft

Schlussendlich tun Banken also mit einer Modernisierung und Automatisierung ihrer Prozesse, beispielsweise bei der Firmenkreditvergabe, sowohl sich selbst als auch ihren Kunden gleichermaßen einen Gefallen: schnellere Time-to-yes und Time-to-cash-Zeiten für die Kundschaft und mehr Volumen bei geringerem Risiko. Banken müssen Digitalisierung – ja, da ist sie wieder – als Mittel begreifen, ihr Geschäft den Anforderungen von Markt und Kundschaft anzupassen. Nur mit schnellen, agilen und flexiblen Lösungen, die den Mitarbeiter ebenso wie den Kunden zu Gute kommen, stellen Finanzinstitute sich erfolgreich für die Zukunft auf und verhindern es, Marktanteile an die Konkurrenz zu verlieren oder erneut Neobanken eine Steilvorlage für brachliegendes Marktpotential zu liefern.

 

Den Originalartikel und weitere interessante Informationen finden Sie unter:
https://www.der-bank-blog.de/gewerbliche-kreditvergabe-turbo/firmenkunden/37677853/

Autor:in

Benjamin Hermanns ist CEO und Gründer von fintus, einer Low-Code Banking-Plattform für die deutsche Finanzindustrie. Zuvor hat er bereits acht Jahre lang Unternehmen der Finanzindustrie sprichwörtlich digitalisiert – als General Manager eines namhaften Scan-Dienstleistungsunternehmens.

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